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Werner Eicke-Hennig veröffentlichte etwas Neues
vor 2 Wochen (bearbeitet)
Es wird mal wieder Zeit für meine Serie zur atmenden Wand, hier die Nummer 7:
Der Irrtum von der atmenden Wand (Teil 7) – Der Anteil der Diffusion an der Raumentfeuchtung
Die Bedeutung der Wasserdampfdiffusionsberechnung wurde bereits ab den 1960er Jahren maßlos übersteigert. Nach Einführung des Berechnungsverfahrens in der DIN 4108 ab 1981 trat hinzu, dass falsch interpretierte Rechenergebnisse vor allem zur Kritik gedämmter Wände dienten. Die Schweizer Bauforscher der EMPA sahen die Deutschen schon vom „Diffusionsteufel“ besessen. Rationale Bauforscher wie Dr. Künzel (sen.) schrieben bereits 1970: „Die Größe des hierdurch (die Diffusion, der Verf.) bedingten Feuchtigkeitstransportes wird jedoch meist überschätzt in Vergleich zu dem Feuchtigkeitstransport, der durch den natürlichen Luftwechsel im gleichen Sinne erfolgen kann.“ Und an anderer Stelle in diesem grundlegenden Aufsatz: „Die Folgerung aus dieser Betrachtung ist, daß hinsichtlich einer Feuchtigkeitsabfuhr aus Räumen auf die Wirkung der Dampfdiffusion durch Außenbauteile hindurch völlig verzichtet werden kann. Die Verhältnisse der Raumluftfeuchtigkeit werden durch die Dampfdurchlässigkeit der Außenwände nicht merklich beeinflußt.“ Aus diesem Artikel von Dr. Helmut Künzel, Kritische Betrachtungen zur Frage des Feuchtigkeitshaushaltes von Außenwänden, in: Gesundheits-Ingenieur 1/1970 befinden sich zwei wichtige Aussagen als Grafiken im Anhang. Ihre Basis sind Messdaten aus der praktischen Feldforschungsarbeiten an Versuchsbauten und genutzten Wohngebäuden sowie Wasserdampfdiffusionsberechnungen, durchgeführt von Dr. Künzel als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Holzkirchen.
Grafik 1 zeigt die Feuchtemengen, die bei unterschiedlichen
Außentemperaturen a) durch Diffusion und b) durch aktive Lüftung mit
einem einfachen Luftwechsel aus einem Raum mit 2 Außenwänden und 24 m²
Grundfläche abgeführt werden. Die durch Diffusion angeführte Feuchte
liegt unter 2 % der durch Lüftung abgeführten Mengen. Bei einem heute
üblichen 0,5-fachen Luftwechsel, beträgt der Anteil der Diffusion an der
Raumentfeuchtung unter 3 %. Alle Angaben zum betrachteten Raum in der
Grafik.Grafik 2 zeigt die Wasserbelastung von Außenwänden von der Erstellung bis zur Gebäudenutzung. Die höchste Wasserbelastung erfährt die Wand bei ihrer Erstellung inkl. des Außenputzes, der gesondert aufgeführt ist. Es folgen die immer wiederkehrenden Schlagregenbelastungen, insbesondere der Westwände mit beträchtlicher Größe, sodann das winterliche Kondensat auf der Innenoberfläche der Wand. An letzter Stelle mit 0,005 Liter pro m² und Tag steht die Wasserdampfdiffusion, nur 1/10 der Kondensatmenge (auf der Wandinnenoberfläche) aus einem einzigen Kochvorgang pro Tag. Die Diffusion ist eine vernachlässigbare Größe, wenn es um die Entfeuchtung von Räumen geht. Alle Werte der Grafik sind in Liter pro m² Wandfläche angegeben.